WAPPEN DER WOCHE
BSG NARVA Berlin
Nitrogenium, Argon und Vakuum – das sind die gasförmigen Bestandteile einer Glühbirne. Das sich daraus ergebende Kürzel "NARVA" stand zu DDR-Zeiten für eines der mit fast 6.000 Beschäftigten größten Kombinate in Ost-Berlin, dessen auffallende Leuchtreklame überall zu sehen war. Es ging zurück auf die 1906 in Berlin-Friedrichshain gegründete Deutsche Gasglühlicht AG, aus der nach dem Ersten Weltkrieg OSRAM geworden war.
Das Ost-Berliner OSRAM-Werk trug ab 1949 die Bezeichnung VEB Berliner Glühlampenwerk „Rosa Luxemburg“, ehe es 1963 zu NARVA wurde.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte es bei der damaligen Deutschen Gasglühlicht AG (DGA) mit der 1909 gegründeten Sportlichen Vereinigung der DGA eine Fußballmannschaft gegeben. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg ging daraus die Sportliche Vereinigung OSRAM 09 hervor, die 1927 als erster Verein in Berlin Leuchtreklame am Sportplatzgelände anbrachte. Nach den Zweiten Weltkrieg wiederum entstand zunächst die Sportgruppe Niederschöneweide, die 1947 zur SG Oberspree wurde. Über die Namensstationen BSC Glühlampe Berlin, BSG Mechanik Friedrichshain, BSG Motor Friedrichshain-Ost, BSG Motor Berliner Glühlampenwerk, BSG Berliner Glühlampenwerk sowie BSG Berliner Glühlampenwerk Narva wurde daraus 1968 schließlich die BSG NARVA Berlin, die insgesamt zwei Jahre in der DDR-Liga verbrachte. Nach der Wende spielte man als SG NARVA weiter, ehe sich die Fußballer 1996 dem FC Treptow anschloss.
Das Emblem der alten BSG NARVA zeigt eine Glühbirne, in der der Schriftzug "NARVA" als Schraubfassung eingesetzt ist.
Dieser Text stammt aus einem derzeit entstehenden Buch über Deutschlands Fußballwappen, das voraussichtlich 2024 in der Edition Zeitspiel erscheint
WAPPEN DER WOCHE
First Vienna FC
First of all: Es heißt "First Vienna FC" und keinesfalls "Vienna Wien"! Das erklärt sich eigentlich von selbst, denn "Vienna Wien" würde übersetzt "Wien Wien" heißen. Der englische Duktus im Vereinsnamen wird auch im Wappen gespielt. Und das kam so: Ende des 19. Jahrhunderts ging der sportbegeisterte britische Gärtner William Beale nach Wien. Er fand Arbeit in der Gartenanlage des Barons von Rothschild, mit dessen Unterstützung er gemeinsam mit weiteren Gärtnern den First Vienna Football Club gründete - den Ersten Wiener Fußballklub.
Als Vereinswappen verwendete Beale eine Triskele ("Dreibein"). Das ist ein bis ins Neolithikum zurückreichendes und vor allem im keltischen Raum vorkommendes Symbol aus drei Beinen. Eine Trisekele ist auch zentrales Motiv der Flagge der zwischen England und Irland gelegenen Isle of Men - und die wiederum ist Beales Heimat. Dem Symbol seiner Heimat gab er die blau-gelben Farben des Bankhauses Rothschild.
Wie es dem First Vienna aktuell ergeht erzählt Bernd Sauter in unserer Ausgabe #29. Jetzt hier bestellen.
WAPPEN DER WOCHE
Wimbledon FC
Die Geschichte des Wimbledon FC ist oft erzählt. Lange unterklassig, dann als "Crazy Gang" bis in die First Division und Pokalsieger, wurde der Klub im September 2003 mit Bewilligung der Football League in die Trabantenstadt Milton Keynes transferiert. In Wimbledon entstand ein Nachfolger, während das neue Gebilde "MK Dons" in Fankreisen über den Status eines "Franchise" nie hinauskam.
Das Emblem des alten Wimbledon FC (und auch des neuen AFC Wimbledon) besteht im Kern aus dem Bezirkswappen. Der Legende zufolge geht der doppelköpfige Adler auf Julius Cesar zurück, der vor über 2.000 Jahren mal in der Nähe übernachtet haben soll. Das ist aber vermutlich wirklich nur Legende. Die Symbole auf den Flügeln sind die Rose von König Edward I. (links) und eine "Fret"-Verzierung aus dem Wappen des Borough Merton, zu dem Wimbledon gehört (rechts). Der blau-gelb gefelderte Rand geht auf Thomas Cromwell zurück, einst Lord von Wimbledon.
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WAPPEN DER WOCHE
Bradford City. "The City Gent". 1965-1974
1965 adaptierte der englische Profiklub Bradford City als drittes Symbol neben dem Stadtwappen sowie einem Kampfhahn (Bantam) eine Comicfigur mit dem Namen „The City Gent“ für seine Zwecke. Sie war angelehnt an „World Cup Willie“ (WM 66) und war von Klubchef Stafford Heginbotham geschaffen worden. Nachem Bob Martin im November 1973 den Klub übernommen hatte, wurden alle drei im Einsatz befindlichen Wappen 1974 durch eine auf dem neuen Logo der Handelskammer von Bradford basierende Buchstabengrafik abgelöst und "The City Cent" verschwand in den Wappenannalen.
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